Gestört von den Geräuschen, wurde Altaïr geweckt. Murmelnd und nicht wirklich bei Bewusstsein versuchte er den Lärm zu ignorieren und verfluchte die Störung. Missmutig drehte er sich auf den Rücken und drückte sich tiefer in die Polster, mit der Illusion, dass es dann wieder still sein und er weiter schlafen konnte. Ein unsanftes Gewicht auf seinem Bauch, das ihm all die Luft aus den Lungen drückte, brachte Altaïrs Köper auf Hochtouren
"AHH! WAS ZUR HÖLLE", fuhr er Kadar an, als er sich wieder gefasst hatte und nach Luft geschnappt hatte. So schnell war er schon lange nicht mehr auf den Beinen gewesen. "Kannst du nicht aufpassen?!"
Er merkte, wei der Junge merklich zusammenzuckte und sich die Ohren zu hielt.
"Scheiße, schrei doch nicht so rum wie ein Irrer."

Erschrocken zusammenzuckend als der unerwartete Gast losschrie starrte Kadar nach oben , da er beim aufspringen, dank seiner starken Kopschmerzen und seiner immernoch eingeschränkten Reaktionszeit durch Restalkohol im Blut, gestolpert war und selbst wieder auf dem Boden saß.
Er wusste nicht, ob er wütend werden sollte oder weinen sollte wegen der Schmerzen und dem allgemeinen Unwohlfühlen.
"Verdammt, Alter, krieg dich wieder ein! Woher hätte ich denn bitte wissen sollen, dass mein Bruder wieder irgendnen Kerl abschleppt ohne mir was davon zu sagen?!"
Wütend und aufgebracht, begann er die Scherben aufzusammeln, blickte aber wieder auf, als Malik, extrem müde aussehend und verdammt wütend den Raum betrat.
"Kann man nicht einmal in Ruhe schlafen?! In der eigenen Wohnung? Was soll das Geschrei und Geschepper, verdammt nochmal?!"
Wieder zuckte Kadar zusammen.
"Verdammt, Malik hör auf, so rumzuschreien, ich glaub', mein Schädel platzt gleich!"
Nun fühlte sich Kadar vollends hilflos mit seinem Wütenden Bruder und seinem vor Wut schnaubenden... Freund?
"Scheiße, ihr habt doch alle 'ne Meise, ich verschwinde, ich werd bei Desmond sicher noch'n bisschen Schlaf finden!"
Bevor Kadar das Wohnzimmer verlassen konnte, hielt Malik in bei der Schulter fest und hielt ihn vom Gehen ab.
"Du gehst nirgendwo hin, Freundchen. Oder ich erzähl unserem lieben Vater von deinen Eskapaden..."

Wutentbrannt starrte er den Jungen an, was fiel ihm ein, ihn auch noch so anzumeckern, dafür, dass Altaïr ihn den gesammten Weg nach Hause getragen hatte. Gerade als er Kadar die Meinung geigen wollte, stockten seine Gedanken. Moment mal, hat er da gerade was von Kerl abgeschleppt gefaselt? Altaïr fixierte ihn mit starrem Blick und seine Augenbrauen wanderten langsam nach oben, während die Zahnräder in seinem Kopf ratterten. Hielt Kadar ihn etwa für einen Onenightstand von Malik? Oder sogar noch mehr? War Malik etwa schwul?
Als Malik den Raum betrat lag Altaïrs Blick augenblicklich auf ihm und versuchte es aus seinen verärgerten Zügen zu lesen.

Kadar zuckte zusammen, als Malik ihren Vater erwähnte.
Malik half seinem Bruder wieder auf die Beine, wobei es zerren wohl schon eher traf. Er zog Kadar mit sich und verfrachtete ihn in sein Zimmer, mitsamt seinem.. "Frühstück"
"Du bleibst hier, okay? Sonst erzähl ich ihm wirklich mal, was du hier so treibst..."
"Du bist doch auch nicht besser! Wenn er von dir wüsste, würde er dich ganz sicher der Familie verstoßen!"
Wütend rauschte Malik an seinem Bruder vorbei, nahm seinen Schlüsselbund, knallte seine Zimmertür zu und ging schlussendlich zur Wohnungstür, die er abschloss, den Schlüssel abzog und ebenfalls einsteckte.
"Viel Spaß beim wegkommen, kleiner!", zischte er in die Richtung des Zimmers seines Bruders.
"Mal sehen, wie du jetzt rauskommst, wir wohnen im 5. Stock, rausspringen ist nicht!"
Abschließend ging er noch zur Küche, fischte den Ersatzschlüssel aus einer Schüssel und eliminierte somit jegliche Möglichkeit irgendwie ohne ihn oder seine Erlaubnis aus der Wohnung zu kommen.

Nachdem er alle Schlüssel konfisziert hatte, ging er schlussendlich wieder zurück ins Wohnzimmer, mittlerweile wieder etwas beruhigt.
"Sorry, dass du so unsanft geweckt wurdest. Kannst ruhig noch weiterschlafen, wenn du willst... Ich denke, du musst nicht um 7 raus...?"
Malik rieb sich mit Daumen und Zeigefinger seiner rechten Hand entnervt über seine Nase, als er mit Altair sprach.
"und es war auch sicher nicht geplant, dass du den Krach hier mitanhörst..."
Als er aufsah, bemerkte er, dass Altaïr ihn anstarrte, als würde er etwas suchen.
"Alles klar bei dir? Hab ich was im Gesicht?"

Altaïr schreckte aus seinen Gedanken. "Hä? Ja.... ja, ich glaub schon. Bin nur etwas müde... oder so", nuschelte er und strich sich abwesend über seinen Bauch, der noch etwas schmerzte.
"Muss schwer sein, einen Bruder zu haben", meinte er, grinste schief und versuchte damit seine Gedanken auf etwas anderes zu lenken. Nur weil er Malik heiß und interessant fand, hieß es ja noch lange nicht, dass er was von ihm wollte. Richtig? Altaïr wusste, dass er sich selbst belog und einfach nur aus dem Grund, dass er nicht wieder auf die Fresse fallen wollte. Maria und Adah hatten ihm definitiv gereicht.
Andererseits, wer nicht wagt, der nicht gewinnt.
"Hat dein Vater etwa ein Problem damit, was du studierst oder was meinte Kadar damit?", versuchte Altaïr sich vorsichtig heran zu tasten. Hoffentlich verrannte er sich nicht in etwas und er versuchte so neutral und ausdruckslos wie möglich zu schauen.

Malik winkte auf die Frage nach seinem Bruder hin ab.
"Ach was. Er nervt manchmal, aber ohne ihn wärs langweilig."
Gerade als Malik dachte, dass das Gespräch beendet war und er wieder in sein Zimmer wollte, um wenigstens noch 2 Stunden Schlaf zu bekommen, blieb er mitten in der Bewegung stehen, als er Altaïrs Frage hörte.
Er sah zu ihm herüber. Seine Gedanken rasten einen kurzen Moment lang, er überlegte fieberhaft, was er darauf antworten konnte, ohne ihm die Wahrheit zu sagen.
"Quatsch! Er wollte ja unbedingt, dass ich Medizin studiere... Was anderes als Studieren ist bei ihm ganz sicher nicht drin."
Er versuchte der Frage auszuweichen, in dem er der Antwort einfach aus dem Weg ging.
"Wenn du vor 7 raus willst, weck mich einfach.. Wenn nicht.. später liegt ein Ersatzschlüssel in der Küche neben dem Toaster..."

Er hob seine Augenbrauen. Malik wich recht offensichtlich seiner Frage aus. Irgendwie bestätigte das seine Vermutung.
"Achso...", erwiederte er nur und ließ Malik nicht aus den Augen. "Nein, ich wollte eigentlich noch etwas länger schlafen. Aber ich will auch nicht stören, also geh ich einfach mit euch?" Es war ihm irgendwie unangenehm, allein bei Malik zu bleiben. "Ist dir bestimmt auch lieber..."
Unsicher strich er sich mit der Hand über den Nacken. "Ich... geh dann wieder schlafen?", er machte eine Handbewegung zum Sofa.

Malik nickte nur, als Altaïr zum Sofa nickte.
"liegt ganz bei dir, wann du gehst, ich werde Kadar nur eigenhändig zur Schule bringen, und wird mich dann auch nochmal hinlegen... Hab heute nur Nachmittags eine Vorlesung und Abends noch einen Kurs..."
Er zuckte mit den Schultern und wandt sich dann zum gehen.
Doch bevor er wieder in sein Zimmer verschwand, holte er noch ein Päckchen Katzenfutter aus dem Schrank und lockte Amirah hinter dem Sofa hervor. Er ging neben dem Sofa in die hocke und hob das Schälchen in Richtung der Katze und begann, auf sie einzureden, damit sie sich beruhigte.
Als sie schlussendlich wieder zum Vorschein kam, sich ein paar mal von Malik über den Rücken streichen lies und sich dann freudig über das Futter hermachte, das Malik ihr in der Küche auf den Boden stellte, lief Malik wieder zu seinem Zimmer um wenigstens noch 2 Stunden schlaf zu bekommen. Natürlich nicht ohne seine Zimmertür abzuschließen, dass Kadar gar nicht erst auf die Idee kam, sich einen Schlüssel zu nehmen.

Kadar hatte abgewartet, bis der Lärm draußen abnahm und schlich sich dann wieder zur Küche, um sich einen neuen Kaffee zu holen.
Als er sich jedoch umsah, sah er, dass sein Bruder seine Tasse, natürlich, nicht weggeräumt hatte.
Grummelnd suchte er nach einem Handfeger und Kehrschaufel und einem Lappen.
Als er ins Wohnzimmer kam, sah er, dass Altaïr noch wach war und biss zerknirscht die Zähne zusammen.
"Wollte dich nicht wecken. Störts dich, wenn ich den Dreck hier wegmache? Will nicht, dass noch wer reintritt..."
Kadar wartete nicht auf eine Antwort von Altaïr und fing stattdessen direkt an, die Scherben zusammen zu kehren.

Altaïr beobachtete, wie geduldig Malik mit dem Kätzchen umging. Ein Lächeln huschte dabei auf sein Gesicht, es war schön, Malik mal so entspannt zu sehen. Er ließ sich wieder auf das Sofa zurückfallen, als Malik den Raum verließ und überlegte, ob er nun ausschlafen wollte oder lieber mit Malik aufstehen wollte.
Erneut wurde er unterbrochen und am Einschlafen gehindert, als vorsichtig jemand in die Küche schlich und dann zum Sofa. Ruckartig setzte Altaïr sich auf und starrte Kadar an.
"Ne, mach ruhig...", antwortete er und ließ Kadar dabei nicht aus den Augen. Plötzlich hatte Altaïr eine Idee und er grinste.
"Sag mal... darf ich dich etwas fragen?", ohne auf eine Reaktion zu warten, fuhr er fort, "Ist euer Vater echt so streng wie es sich angehört hat? Wäre krass."
Irgendwie musste er ja anfangen und er wollte nicht mit der Tür ins Haus fallen.

mit wegen der Kopfschmerzen leicht zusammengekniffenen Augen sah er zu Altair hoch.
"Ja, man.. Der spaßt mit so was echt nicht.. Der alte will mich ja auch dazu zwingen, Jura zu studieren. Fucking Jura. Als ob ich nichts besseres zu tun hätte in meinem Leben, ey..."
Geduldig, oder eher langsam, da der Alkohol immernoch den Hauptteil seines Organismusses (???!) beeinfluste, hatte Kadar endlich alle Scherben zusammengekehrt und fing an, mit dem Lappen den Boden zu wischen. Er war so verdammt froh, dass sie im Wohnzimmer Holz- und keinen Teppichboden hatten...

Altaïr grinste breiter, Mitleid hatte er eher weniger entgegenzubringen. Aber Kadar in einem Jurastudium schien ihm doch sehr abwegig.
"Da habt ihr es ja echt nicht leicht", meinte er und lehnte sich zurück.
"Aber Malik trinkt doch nicht, weswegen sollte er dann ein Problem mit ihm haben?", fragte er und schielte zu Kadar. Malik schien ihm ein ehrbarer Sohn im Vergleich zu Kadar. Außer Maliks Vater war wirklich extrem streng und vermutlich auch noch extrem gläubig. Und Altaïrs Vermutung würde sich sich bestätigen.

Kadar lief mit den Scherben in der einen, den Lappen in der anderen Hand zur Küche, um sich dort einen neuen Kaffee einzuschütten, hörte Altaïr trotzdem noch zu.

"Naja, allein schon, weil mein Vater ihn seit Jahren versucht, ihn dazu zu überzeugen, sich mal endlich ne Freundin zu suchen, was so schnell aber nicht passieren wird, falls du verstehst, was ich mein... Er versucht ihn ja jetzt schon zwangs zu verheiraten und wenn er rauskriegt, dass er hier immer mal wieder Kerle abschleppt, seit er alleine lebt."
Kadar kam mit seinem, mittlerweile warmen, Kaffee wieder ins Wohnzimmer und setzte sich auf die Tischkante und sah zu Altaïr rüber.
"Er würde ihn wahrscheinlich aus der Wohnung werfen, ihn enterben oder sonst was... Bei mir wär er wahrscheinlich auch nicht viel freundlicher.,.."

Also doch, interessant. Zufrieden mit sich selbst verschränkte er die Arme hinter seinen Kopf und grinste in sich hinein.
"Da kann ich ja froh sein, dass mein Vater da nichts drauf gibt. Ehre, ey...", Altaïr schüttelte nur den Kopf. Er hielt nicht viel von so extremen Ansichten und war ebenso wenig gläubig wie Umar. Er konnte sich wirklich glücklich schätzen mit seinem Vater, auch wenn er manchmal seine Streitereien mit ihm hatte.
Er nahm sein Handy, das neben Kadar auf dem Tisch lag und sah auf die Uhr. Er hätte theoretisch immer noch 5 Stunden zum schlafen, aber er war sich immer noch nicht sicher, ob er mit Malik raus gehen sollte oder nicht. Gedankenverloren strich er sich durch die Haare und überlegte fieberhaft. Malik war schwul. Er mochte also Männer. Was versprach er sich eigentlich davon?! Er konnte ja jetzt schlecht zu Malik gehen und ihm sagen, dass er bescheid wusste und er was von ihm wollte. Sein Blick fiel auf Kadar, der vorsichtig an seinem Kaffee nippte.
Altaïr könnte ihn vermutlich alles fragen, aber wusste nicht, wo er anfangen sollte. Vielleicht beim naheliegensten.
"Also Malik... er hat momentan keinen festen Freund?", ohne die Mine zu verziehen blickte er Kadar abwartend an.

Kadar sah mit müden, gereizten Augen zu Altair rüber und versuchte halbwegs so schnell das zu verarbeiten, was altair sagte, um direkt zu antworten, um nicht komplett idiotisch zu wirken, was aber nicht direkt klappte.
Er massierte sich mit einer Hand die Schläfe und stand auf.
"Ich hab keine Ahnung, Mann und um ehrlich zu sein, will ich das auch überhaupt nicht wissen. Sag bloß, du bist auch so einer?"
Kadar wartete keine Antwort ab, winkte nur ab und ging zurück in sein Zimmer, während er irgendwas von Kopfschmerzen nuschelte.

Altaïr sah ihn verwundert und mit hochgezogenen Augenbrauen nach.
"Kein Grund so gereizt zu sein, Prinzessin", grummelte er. Wirklich weit gekommen war er ja nicht, aber zumindest wusste er, dass er bei Malik nicht gegen eine Wand rennen würde. Einigermaßen zufrieden beschloss er sich wieder hinzulegen. Er würde einfach aufzustehen, wann sein Körper meinte, es wäre gut.