Ezio schnappte sich Desmonds Tasche und folgte ihm. "Weißt du was? Meine Mutter hat dich schon so lange nicht mehr gesehen, sie freut scih bestimmt, wenn du mal wieder vorbei kommst. Sie dürfte heute Lasange gekocht haben. Na, hast du Lust?", er grinste den Jungen an. Er wusste, dass William sich nie darum kümmerte, wie Desmond von der Schule heimkam und vermutlich musste Desmond sich zu Hause auch sein Essen selbst machen. Als Desmond noch zur Grundschule gegangen war, war er öfter bei Ezio daheim gewesen und hatte auch mit Petruccio gespielt. Seit dem beginn der Sommerferien war Desmond jedoch nicht mehr da gewesen, Ezio vermutete stark, dass William etwas dagegen gehabt hatte.
Er konnte sich aber nicht vorstellen, dass Desmond jetzt verneinen würde.

Desmonds Augen leuchteten auf. Er hatte das leckere Essen von Tante Maria schon immer geliebt! Und egal, was sein Vater immer sagte, war er auch immer sehr gerne bei den Auditores zu Besuch gewesen, eghal, wie chaotisch es dort immer zuging.
Er öffnete den Mund, um zuzustimmen, sagte aber nichts und lies dann wieder den Kopf hängen.
"Papa würde das bestimmt nicht erlauben.. ich bekomm bestimmt Ärger, wenn ich erst so spät nach Hause komme..."
geknickt lies er den Kopf hängen und kickte ein kleines Steinchen weg, dass hier auf dem Boden lag.

"Ach, dein Alter soll sich nicht so!", meinte Ezio und winkte ab. Das Aufleuchten in Desmonds Augen war ihm nicht entgangen.
"Es war höhere Gewalt und du konntest nichts dagegen tun", bei diesen Worten packte er Desmond unter den Armen und hob ihn hoch auf seine Schultern. Desmond war etwas schwerer als Ezio es in Erinnerung hatte. Lange könnte er ihn nicht so tragen, aus dem Schulgebäude hinaus jedoch sollte noch gehen. "Und los gehts!", er lief etwas schneller den Gang entlang und zur noch offenen Haupttür hinaus.

"Hey!" Er protestierte, lachte aber, während er von Ezio vom Boden hochgehoben wurde. Er hielt sich an den Schultern seines Cousins fest und lies sich freudestrahlend aus der Schule tragen.
"Du...?"
Er blickte nach unten und wartete auf eine Reaktion von Ezio.
"Kannst du mir meinem Pa reden, wenn ich später heimgehe?"
Ihm dreht sich der Magen um bei dem Gedanken an den Abend. Es trübte seine Gedanken, wo er doch gerade endlich einen kleinen Hoffnungsschimmer in dieser Woche hatte. Er kaute nervös auf seiner Unterlippe als er auf eine Antwort wartete.

Einen Moment lang schwieg Ezio. Mit William zu reden war nicht leicht, vielleicht könnte ja seine Mamma mit ihm reden.
"Mach dir darum keine Sorgen, ich werde dich später heim bringen und Mamma wird gleich bei ihm anrufen, wenn wir nach Hause kommen. Er wird nicht mit dir schimpfen", versuchte er Desmond zu beruhigen.
Um ihn noch etwas abzulenken schütelte Ezio ihn einmal kurz und drehte sich im Kreis. "Und jetzt gehen wir ganz schnell nach Hause! Petruccio freut sich bestimmt, wenn du ihm von der Schule erzählst!"

Desmond versteckte sein Gesicht in seinen Armen, die er auf Ezios Kopf abgelegt hatte, damit Ezio ihn nicht verstehen konnte, als er doch sehr unverständlich nuschelte: " Nicht, bis wir zu Hause sind..."
Als Ezio ihn durchschüttelte, musste er sich schnell, etwas erschrocken an seinem Cousin festhalten, damit er nicht hinunter fiel, lachte jedoch auf. Er nickte eifrig, dachte aber dann daran, dass Ezio ihn gar nicht nicken sehen konnte und fügte noch schnell hinzu: " Ich freu mich auch, ihn wiederzu sehen! Und auf Tante Marias Essen freu ich mich!"
Beim Gedanken an das leckere, italienische hausgemachte Essen von Mamma Maria lief Desmond das Wasser im Mund zusammen.
Wieder aufgeheitert und voller vorfreude lies er sich noch von Ezio ein kleines Stück weit auf den Schultern tragen, bevor er abgesetzt wurde und erfreut neben dem älteren her lief.


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Einige Zeit, nachdem Ezio Desmond mit nach Hause genommen hatte und er mit der Familie Auditore (zumindest mit einem Großteil davon, Ezios Papa und sein größerer Bruder mussten irgendwas erledigen... Desmond hatte nur irgendwas mit Familiengeschäft gehört, nicht, dass es ihn groß interessierte.) zu Mittag gegessen hatte, spielte er mit Petruccio, den er seiner Meinung nach viel zu selten sah, da der andere Junge zu Hause unterrichtet wurde, auf dem kleinen Spielplatz, den die Auditores in ihrem Garten hatten. Freudig rannten die beiden Jungs über die Wiese. Desmond fror jedoch buchstäblich mitten in der Bewegung ein, als er das Schwarze Auto seines Vater vorfahren sah.
Er verzog schmerzlich das Gesicht. Er wusste genau, was jetzt kommen würde. Hier würde er so tun, als wäre er nur ein bisschen verstimmt, dass Desmond nicht bescheid gesagt hatte, und er würde sagen, dass er sich gesorgt hatte, aber Desmond war sich fast zu 90 % sicher, dass sein Vater gar nicht in der Lage dazu war, sich um ihn zu Sorgen. Und sobald sie zu Hause ankommen würde, würde es mächtig Ärger geben. Allein schon, weil er nachsitzen musste, dann natürlich, weil er nicht sofort nach Hause gekommen war und dann noch, weil er schon wieder dieses blöde Fußballtraining geschwänzt hat, zu dem er gar nicht erst hingehen wollte, aber sein Vater bestand darauf, dass er Sport machte. Sport an sich würde Desmond ja auch nichts ausmachen, wenn es wenigstens etwas wäre, an dem er seine Freude hatte, anstatt sinnlos einem blöden Ball hinterherzurennen und dann unfähig zu sein, das Ding ins Tor zu befördern, weil so sehr er es auch versuchte, der Ball flog nie in die Richtung, in die Desmond vorhatte, zu schießen.
Wahrscheinlich würde er Hausarrest bekommen. Schon wieder. Er seufzte schwer. Zumindest würde er keine Freunde enttäuschen, er hatte nämlich keine. Manchmal hasste er es, bei seinem Vater wohnen zu müssen. Er wünschte sich jedes Mal, seine Mutter würde noch leben. Auch wenn er sie nicht kannte, er bildete sich einfach ein, dass dann alles so viel besser wäre...

Ezio war gerade in der Küche, um sich einen Snack zu gönnen, als er den Wagen in die Auffahrt fahren sah. "Mamma!", rief er seine Mutter, die vermutlich in ihrem Arbeitszimmer war. "Mamma! William ist da!", er rannte in den Flur und riss die Tür auf, bevor William klingeln konnte. "Maria ist im Wohnzimmer, geh schon mal rein", begrüßte er ihn betont fröhlich. Dieser sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen und leicht abfällig an und ging an ihm vorbei. Ezio verdrehte nur die Augen und ging nochmal in die Küche um etwas zu trinken zu holen. Er konnte den Kerl absolut nicht ausstehen, aber seine Mutter hatte ihm Manieren beigebracht.
Als er mit Gläsern und einer Flasche Wasser in das geräumige, helle Wohnzimmer kam, saß seine Mutter schon auf dem Sofa, William hatte sich auf den Sessel gegenüber gesetzt. Ezio stellte alles ab und setzte sich neben seine Mutter.
"Danke, mein Lieber", Maria nickte ihm zu und sah wieder zu William, mit einem verständlichen Lächeln auf den Lippen. "Ah, ich weiß, ich habe vergessen anzurufen. Das tut mir wirklich Leid, aber Desmond geht es ja gut. Petruccio freut sich auch immer so, wenn er mal wieder jemanden zum spielen hat. Du weißt ja, dass er nicht so oft nach draußen darf", versuchte sie ihn zu beruhigen. Sie wusste, dass William aufgebracht war, sie wusste aber auch, wenn sie angerufen hätte, wäre William direkt gekommen. Und sie wollte doch nur, dass Desmond auch mal unbeschwert etwas spielen und lachen konnte.

Zerknautscht schlurfte Desmond in Ezios Richtung, als dieser nach draußen ind en Garten kam, um ihn rein zuholen. Er schaute nach oben in Ezios aufmunterndes Gesicht und rang sich ein Lächeln ab. Er durfte sich unter keinen Umständen ansehen lassen, dass er Angst davor hatte, was sein Vater zu sagen hatte, sonst würde die Strafe sicher noch härter ausfallen, weil 'Männer doch keine Angst haben', wie sein Vater immer sagte. Er atmete Tief durch, um dann wieder mit einem etwas selbstsichererem Lächeln zu Ezio aufzusehen. Desmond drehte sich erneut um, Um sich von Petruccio zu verabschieden, der genauso betrübt über den Abschied wirkte wie Desmond selbst. So locker er im Moment konnte, joggte er Ezio hinterher.

Desmond zog leicht den Kopf ein, als er ins Wohnzimmer kam und sein Vater laut seinen Namen sagte. Er sagte besser nichts, Desmond vermied es ohnenhin im Gespräch mit seinem Vater zu reden, wenn er nicht direkt angesprochen wurde. Er wollte schon wieder klein bei geben und sich am liebsten irgendwo hin verkriechen, spürte aber Ezios Hand auf seiner Schulter, was ihm wenigstens ein bisschen Mut machte.