Anstatt direkt nach Hause zu gehen, so wie Altaïr es jetzt lieber tun würde, begab er sich in die kleine Dönerbude direkt gegenüber der Uni.
"Hi Dad!", rief er dem Mann hinter der Theke zu und ignorierte die wartenden Kunden, die in teilweise böse ansahen, da er sich vorzudrängeln schien. Allerdings hatte er mitnichten vor, sich etwas zu bestellen, sondern ging weiter und hob die Tresentür an und ging ins Hinterzimmer.
"Na, wie wars in der Uni?", Umar wischte seine Hände and der Schürze ab, als der das Hinterzimmer betrat, "hast du heute jemanden kennengelernt?"
Altaïr zuckte nur mit den Schultern und legte sich die Schürze um.
Sein Vater musste ja die glorreiche Idee haben, seinen eigenen Imbiss zu eröffnen und damit Altaïr auch mithelfen konnte, natürlich in Uninähe. Eigentlich, damit er mehr verkaufte, denn Studenten ernährten sich ja bekanntlich von Fertigfrass und Fastfood. Aber Altaïr war anderer Meinung.
"Wie lang muss ich heute?", fragte er gelangweilt und ignorierte die Fragen seines Vaters.
"Momentan geht's noch, aber heute Abend wird es schwieriger, ich muss später noch weg und Ismaels Schicht ist bald rum. Meinst du, du schaffst das heute alleine?", Umar versuchte seinen Sohn ermutigend anzulächeln. "Dafür hast du jetzt erst mal Pause, na? Du kannst ruhig noch ein bisschen raus gehen oder so..."
"Ist schon okay", unterbrach Altaïr seinen Vater. "Ich komm dann in einer Stunde wieder, ich.. geh spazieren."
Erleichtert nickte Umar. "Natürlich! Danke dir!", er verschwand wieder ins Vorderzimmer und Altaïr legte die Schürze wieder weg. Zumindest kommter er so noch ein bisschen Pacouren, bevor er für die nächsten Stunden nur noch vor dem heißen Drehspieß stand.

~

Umar war gegangen und Altaïr ganz alleine. Auch Kunden waren gerade keine da und er begann schon mal ein wenig sauber zumachen, damit er nacher früher gehen konnte.

Als die beiden das Haus verließen, merkte Malik, wie er sich am liebsten mit ein paar schnellen Bewegungen auf das relativ niedrige Garagendach gegenüber geschwungen hätte, um dann direkt auf die Feuerleiter des nebenangrenzenden Hauses zu klettern.
Doch er ließ es besser sein, schließlich war Kadar dabei und außerdem war es noch zu früh, um auch wirklich allen neugierigen Blicken auszuweichen.

Gelangweilt schmunzelnd lief er hinter Kadar her, der eifrig plaudern vor ihm her ging. Zumindest hatte es sich für Malik auch gelohnt, raus zu gehen, denn langsam kroch auch in ihm der Hunger hoch.
Doch in dem Moment, in dem die beiden den Laden betreten, blieb Malik wie angewurzelt stehen und wand sich direkt wieder zum gehen.

Altaïr blickte auf, als sich die Tür öffnete und zwei junge Männer hereinkamen. Sie waren ungefähr in Altaïrs Alter, auch wenn der eine sich sofort wieder umdrehte. Verwundert zog er die Augenbrauen hoch. Selsames Verhalten, wenn man einen Laden gerade betreten hatte.
Der jüngere der beiden jedoch kam herein und sah sich um, Altaïr nickte ihm kurz zu und blickte wieder zur Tür.
Irgendwie kam der andere ihm bekannt vor, als hätter ihn schon einmal irgendwo gesehen.
"Doch keinen Hunger?", fragte er diesen tonlos und lehnte sich etwas über die Theke.

Nachdem der Mann hinter der Theke fragte, drehte auch Kadar sich um und merkte, dass sein Bruder schon direkt wieder im Begriff war, zu gehen.
"Alles okay, Malik? kommst du?"
Kadar legte eine Hand auf Maliks Schulter und wollte ihn wieder in den Laden ziehen.

"Ist schon in Ordnung", antwortete Malik. "Mir ist nur gerade eingefallen, dass ich keinen Hunger habe..."

Altaïr wurde das Gefühl nicht los, dass er den anderen schon einmal gesehen oder viel mehr gehört hatte. Altaïr beobachtete die beiden schweigend.

Kadar hielt Malik fest und drehte ihn zu sich. „Was meinst du damit, dass du keinen Hunger mehr hast? Jetzt komm schon dann lass wenigstens mich etwas holen.”

Als der ältere der beiden sich wieder umdrehte und Altaïr sein Gesicht sehen konnte, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Ein kleines Grinsen schlich sich unbewusst auf seine Lippen.
"Haben wir uns heute Mittag nicht schon unterhalten?", fragte er und stützte sich an der Theke ab.

Als Malik angesprochen wurde, zuckte er kurz zusammen. Zähne knirschend drehte er sich der Theke zu.
"Ja, leider..." Er sprach mit zusammen gebissenen Zähnen, weshalb er leicht nsuchelte.

Kadar warf einige verwirrte Blicke zwischen den beiden hin und her. "Hab ich irgendwas verpasst... Malik?"

Malik jedoch hörte seinem kleinen Bruder gar nicht zu und starrte nur den Mann auf der anderen Seite der Theke genervt und zerknirscht an.
"hol dir einfach was zu essen und wir verschwinden hier, okay?"

Altaïrs Blick huschte kurz zu dem jüngeren. Danke Kleiner, jetzt weiß ich auch mal, wie er heißt, dachte er.
"Hey, ich beiß nicht, okay?", meinte er schroff.
"Also Malik...", fügte er in einem etwas lässigerem Ton hinzu, "ich fühle mich geehrt, dass du mich in meinem bescheidenen Reich aufsuchst. Hast du deine Meinung zu dem von vorhin doch geändert?"

Bei dem Klang seines Namens zuckten Maliks Mundwinkel kurz verächtlich.
"Weißt du, wenn du so drauf stehst, kann ich dir sofort die Fresse polieren, Mr. Ich-bin-zu-beschäftigt-mit-Videospielen-um-Rücksicht-zu-nehmen."

Kadar trat einen Schritt von der Theke zurück und betrachtete die anderen beiden halb skeptisch und halb belustigt.
"Nehmt euch ein Zimmer, ihr beiden!"

Altaïr hob abwehrend seine Hände. "Hey, beruhig dich, keine Schlägereien hier im Laden, okay?"
Auch wenn er gerne herausgefunden hätte, ob Malik sich wirklich getraut hätte, ihn zu schlagen, wollte er nicht riskieren, dass hier irgendwas kaputt ging. Auf den Ärger mit seinem Vater wollte er dann doch lieber verzichten.
"Aber auf das Zimmer komm ich gerne zurück", diese Bemerkung konnte Altaïr sich dann doch nicht verkneifen, ebenso wenig wie das kurze Grinsen.

"Bitte was?!"
entgeistern starrte Malik zwischen den anderen beiden hin- und her.

"Okay, das war's. DU kannst froh sein, dass wir uns nicht nochmal begegnen.", er deutete mit seinem Finger auf Altaïr, bevor er sich zuwandt.
"Und DU. Du kannst dein Essen selbst bezahlen. Ich bin zu Hause."

Sichtlich verärgert drehte sich Malik um und ging, sich seine Jacke wieder zu machend, zur Tür.

"Och schade, dabei hab ich mich schon so darauf gefreut", er klang übertrieben enttäuscht.
"Außerdem denke ich nicht, dass du mir aus dem Weg gehen kannst. ...schließlich besuchen wir ja die gleiche Uni und wer weiß? Vielleicht bin ich ja in den selben Kursen wie du...", zufrieden mit sich selbst, verschränkte Altaïr die Arme vor seiner Brust.

Malik hielt in seiner Bewegung, das restaurant zu verlassen, inne und rieb sich kurz die Augen. Entnervt drehte er sich wieder um.
"Okay, was willst du, du Nervenäge? Was muss ich machen, damit du mich in Ruhe lässt?"

Malik ignorierte vollkommen seinen kleinen Bruder der die ganze Zeit über versuchte, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, um endlich was zu essen zu bekommen.

Die Frage kam für Altaïr unerwartet und er wusste erst nicht so recht, was er antworten sollte. Garnichts, wollte er antworten, weil er Malik nicht in Ruhe lassen wollte, da es einfach zu unterhaltsam war. Er setzte auch schon zum reden an, hielt sich dann aber selbst davon ab. Sprachlos starrte er den anderen an und dachte nach, wie er diese Information in eine schnippige Antwort umwandeln konnte. Er verstand nicht so recht, wie Malik in mit einer Frage verunsichern konnte, aber er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Er schloss seinen Mund wieder und starrte ihn mit ausdrucksloser Mine an.

"Ach so einfach geht das, ja?"
ein Grinsen schlich sich in Maliks Gesicht.
"Also Kadar, was willst du?"

Erleichtert, dass er ENDLICH beachtet wurde, begann er, sich etwas zu essen zu bestellen. Was Malik nicht wusste, war, dass er sich mit Absicht etwas bestellte, was er nicht unbedingt mitnehmen konnte, nur, damit er sich die Vorstellung, die sich ihm hier bot noch ein bisschen länger verfolgen konnte.
Auch Malik gab letztendlich nach.

"Du hast es gehört. 2 mal und einmal gerne etwas schärfer."
Malik drehte sich wieder um, aber nicht ohne, dass erneut ein leichtes Grinsen über sein Gesicht huschte und setzte sich auf einen Platz, unweit von der Theke entfernt, um Altaïr zu beobachten.

Seine Augen fixierten Kadar. Er hatte fast vergessen, dass noch eine andere Person im Raum war, so wie er fast vergessen hatte, das er arbeitete. Und er musste jetzt arbeiten. Grummelnd machte er sich daran, das Fleisch zuzubereiten. Es gefiel ihm nicht, wie Malik ihn quasi zum Schweigen gebracht hatte.
"Hier", er stellte den beiden die Teller hin. "Einmal mit und einmal ohne Scharf." Er schob den Teller mit der schärferen Soße zu Malik, "verbrenn dir nicht deine scharfe Zunge, wäre schade drum."

Kadar machte sich freudig über sein Essen her, beobachtete die beiden aber aus dem Augenwinkel. Das war fast schöner als Fernsehen.