Diese Antwort irritierte Alex noch mehr als die erste. Warum war Desmonds Antwort so kurz und ohne diese eigenartigen Teile, die er von Danas Smsen schon kannte? Lag es vielleicht daran, dass er gesagt hatte, er würde bei Abstergo arbeiten? Er kaute auf seiner Unterlippe, vielleicht war das keine besonders gute Idee gewesen. Aber dass er bei Gentek arbeitete, oder viel mehr gearbeitet hatte, war für ihn, da die gesammten Medien immer noch nicht gerade positiv von Gentek sprachen das schlimmere Übel gewesen. Er wollte nicht, das Desmond in auf irgendeine Weise mit dem Mercer-Virus in Verbindung bringen konnte.
Nachdenklich spielte er mit dem Handy in der Hand und ging zum Fenster hinüber. Theoretisch könnte er jetzt ganz einfach zu Desmond gehen, da er seine Handynummer hatte, könnte er ihn orten. Jedoch sagte ihm sein winziger Teil im Verstand mit Gesellschaftlichen Vorschriften, dass das nicht so gerne gesehen wurde und er das also besser lassen sollte.

"Wann musst du denn wieder arbeiten?"

Erst wollte Alex es dabei belassen, aber irgendwas fehlte ihm dann doch noch. Was hatte Dana gesagt? Richtig, freundlicher sein. Er zog die Augenbrauen hoch. Ts, er und freundlich, dass er nicht lachte.
Trotzdem änderte er die Nachricht ab, bevor er sie an Desmond sendete.

"Wann bist du denn wieder in der Bar? Vielleicht kann ich ja wieder vorbei kommen."

Fuck. Desmond wusste wirklich nicht, was er schreiben sollte. Wenn er zu auffällig war, würden sie ihn sicher gleich mitnehmen, wenn er jedoch Alex zu nahe kommen würde, könnte er wirklich Probleme bekommen. Was, wenn Alex keine Verbindung zu den Templern hatte, oder vielleicht wusste er auch gar nichts davon, oder nichts von Desmond wusste (weil... wirklich, wie wichtig konnte jemand wie er schon sein?), dann würde er ihm ganz sicher unrecht tun. Er mochte Alex irgendwie. Er war nicht so unglaublich anhänglich und hyperaktiv und übertrieben fröhlich und freundlich wie die meisten anderen menschen, denen er begegnete, und das war verdammt angenehm. Aber er war sich sicher, dass er das ja auch einfach ein bisschen verlangsamen könnte...
Also atmete er durch, nahm sein handy und antwortete ihm.
"Diese Woche nicht mehr, glaube ich.. Nächsten Dienstag hab ich wieder Schicht. Arbeiten tu ich für gewöhnlich nur Nachts.. Also.. wenn du irgendwann frei hast und es dir leisten kannst, nachts ewig lang in Bars rumzuhängen, statt vielleicht ein bisschen zu schlafen, damit du auf der Arbeit keine Versuchstiere tötest, statt Medikamente an ihnen zu testen..."
Er hoffte, dass sein trockener Humor ankam und Alex ihn nicht für ein Arschloch oder so'n Öko typen hielt, der Farbe auf pelzträger warf und gegen Tierversuche protestierte....
Er las sich alles nochmal durch, biss sich auf die Unterlippe, schickte aber letzendlich trotzdem ab.

Alex lachte sarkastisch auf, als er las, was Desmond ihm geschrieben hatte. Wenn Desmond wüsste, dass er weit mehr als nur ein paar Versuchstiere getötet hatte. Und wenn er wüsste, dass Alex momentan mehr schlief als früher. Kopfschüttelnd lenkte er seine Gedanken zurück auf den Moment, bevor er wieder in das tiefe Loch aus Hass und Abscheu fallen konnte. Allein schon an Desmond zu denken, schien ihn aufzuheitern.

"Ich denke, dass lässt sich einrichten"

Zufrieden mit sich und mit seiner Leistung in sozialer Interaktion legte er das Handy weg.

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Es war schon wieder recht spät, nach 2 Uhr, als Alex die Tür der Bar wiederfand. Einige Minuten stand er vor der Tür und starrte einfach nur die Türklinke an. Er hatte immer noch nicht herausgefunden, warum er das hier tat. Bisher hatte Alex immer allein gelebt und den einzigen menschlichen Kontakt, den er "pflegte", war den mit Dana. Ließ sich auch nur schwer vermeiden, da er mit ihr in einer Wohnung lebte. Sie schien damit soweit keine Probleme zu haben, meist war sie eh unterwegs, Alex wusste nicht genau, was sie eigentlich tat, aber er fragte nicht. Solange sie in einem Stück nach Hause kam, war alles gut.
Noch einmal sah er die Fassade des Gebäudes hoch, die geradezu dazu einlud an ihr hinauf zu rennen und öffnete dann die Tür. Er entdeckte Desmond sogleich an der Bar und ging zielstrebig auf einen der Barhocker am Rand der Theke. Dort setzte er sich und zog seine Kaputze zurecht. Nur weil Desmond ihn scheinbar nicht erkannte, hieß dass noch lange nicht, dass kein anderer der Anwesenden ihn nicht erkennen würde. Geduldig wartete Alex ab, ob Desmond auf ihn aufmerksam werden würde.

Als die Tür geöffnet wurde, schielte Desmond kurz nach oben und grinste kurz unbemerkt, bevor er weiter daran arbeitet, was er gerade zu tun hatte. Die Bar war wie ausgestorben, es war Dienstag Nachts und niemand da, es wäre schwer gewesen, Alex nicht zu bemerken.
Als Alex sich gesetzt hatte, stellte Desmond das Glas ab, das er gerade in der Hand hatte, lehnte sich an der Theke auf und sah zu ihm rüber.
"Hast Glück. Ich wollte gerade zu machen, weil fast seit Stunden niemand mehr da war..."

Er war etwas nervös, dass er mit seinen Befürchtungen doch Recht haben könnte, ignorierte seine Bedenken jedoch, als er sich zu Alex an den Rand der Bar stellte.

"Ach wirklich? Ist doch zum bersten gefüllt der Laden"; erwiederte er die Begrüßung sarkastisch und grinste. Alex entspannte sich ein wenig, die Wahrscheinlichkeit einer Bedrohung war sehr niedrig, dennoch musste er wachsam bleiben. Es waren die scheinbar harmlosen Momente, welche die größte Unruhe inne hatten.

Desmond zog die Augenbrauen nach oben, grinste aber. "haha."
"Also", fuhr er gleihc viel professioneller fort. "Was kann ich dir bringen?"
Er machte eine kurze Pause, wartete aber keine Antwort ab.
"Oder bist du nur wegen mir hier?"
n seiner Stimme lag ein leicht amüsierter Unterton und er zuckte vielsagend mit den Augenbrauen, als er kurz zu Alex hochblickte.

Alex starrrte Desmond ausdruckslos an. Dieses Zucken mit den Augenbrauen.
Sein Mundwinkel schob sich leicht nach oben und er schüttelte den Kopf.
"Ich wüsste nicht, was mich sonst in diese Bar verschlagen sollte."

"Achso..."
Desmond wandte sich ab und räumte, fast desinteressiert wirkend einige Flaschen zurück ins Regal, die er heute Abend gebraucht hatte. Ein leichtes Grinsen konnte er jedoch nicht unterdrücken.
"Wenn du's noch ne Stunde in dem Loch hier aushälst", sagte er weiterhin mit dem Rücken zu Alex gewandt, "Kann ich endlich schluss machen und du könntest noch mit zu mir..."
Wenige Sekunden später fuhr er herum mit einem leicht geschockten Gesichtsausdruck und geweiteten Augen.
"Also.. SO hab ich das nicht gemeint! Man kann sich vom Dach nur super den Sonnenaufgang über dem verdammten Smog ansehen, und wir könnten dazu ein, zwei Bier trinken, mehr nicht!"

Einige Sekunden lang sah er Desmond überrascht an. Eigenartige Angebote unterbreitete Desmond ihm da. Sehr amüsiert von ihm stütze Alexseinen Ellenbogen an der Theke auf und legte sein Kinn in der Hand ab, um Desmond besser beobachten zu können. "Hört sich nicht schlecht an. So ein kleiner Zeitvertreib...", Alex wusste nur zu gut, wie die Sonnenaufgänge über der Stadt aussahen, er betrachtete sie häufig von der Spitze des Empire State Buildings wenn er Abstand von dem ganzen Gewusel, Lärm und Stress wollte. Manchmal war New York sehr erdrückend und da war die Ruhe, die man so weit oben hatte, eine willkommene Abwechslung.
Er musste grinsen. Zusammen mit Desmond war das bestimmt sehr "chillig".

Erleichtert, das Alex Desmonds Fehltritt nicht falsch aufgenommen hatte, atmete er auf.
"Sag mal..."
Er überlegte kurz. War es schlau, ihn darauf anzusprechen? Naja.. Es blieb ihm ja wohl nichts anderes übrig...
Er lehnte sich bei Alex wieder an die Bar, um das stundenlange Stehen etwas zu vereinfachen.
"Du... hast gesagt, du arbeitest bei Abstergo, richtig?"
Er versuchte es, so beiläufig wie möglich zu fragen, damit es nicht wirkte, als würde er ihn ausfragen oder als ob er etwas zu verbergen hätte.

Alex zog sich etwas zurück. "Ja...", meinte er knapp angebunden.
Er wollte nicht wirklich auf seine "Arbeit" eingehen, die keine war. Schließlich war seine Ursprüngliche Arbeit auch keine gewesen, mit der man Hausieren ging. Vorallem war alles, was er bei Genteck gemacht hatte, Top Secret gewesen. Zumindest war es das, bis die Sache mit dem Virus passierte.
Es wäre ihm lieber, wenn ihr Gespräch in eine andere Richtung gehen würde. Allerdings wusste Alex nicht genau, wie er dies anstellen konnte, also wartete er zunächst eine Reaktion von Desmond ab.

Er überlegte kurz, merkte, dass Alex nicht gerade erpirscht darauf war, weiterzureden, aber Desmond musste sich einfach sicher sein, bevor er weiter mit Alex redete.
"Stimmt das alles, was man so sagt? Du weißt schon... das da krumme Dinge gedreht werden und nur die Wichtigsten bescheid wissen..."
Er grinste zu Alex rüber, ihn indirekt fragen wollend, ob er denn "wichtig genug" war, zu wissen, was da mit den Templern abgeht bei Abstergo.

Ohne die Miene zu verziehen sah er Desmond an. Sein Blick zog die Linie von Desmonds grinsenden Lippen nach und blieb an der Narbe hängen, während er überlegte, wie er antworten sollte. Alex setzte sich wieder aufrecht hin und strich sich seinen Hoodie glatt.
"Was denkst du. Bin ich wichtig genug um es zu wissen?", er konnte nicht anders als ebenfalls schwach zu Grinsen.

Er lachte auf und dachte kurz nach.
"Mal sehen... In deinem Alter... und du hast Abends nichts besseres zu tun, als in einer schäbigen Bar rumzuhängen... Ich glaube nicht!"
Als er Alex Blick sah, hob er verteidugend die Hände, hörte jedoch nicht auf, zu grinsen. "Nimms nicht persönlich, ja?"

"Ich wäre an deiner Stelle etwas vorsichtiger", meinte er mit unbewegter Miene, "ich könnte auch so wichtig sein, dass andere für mich arbeiten."
Dann lachte er kurz auf und lehnte sich zurück.
"Wirke ich wirklich so unwichtig? Das verletzt mich jetzt fast. Aber selbst wenn ich ich wichtig genug wäre, dürfte ich das ohnehin nicht sagen."
Es war ironisch, dass er es wirklich nicht hätte sagen dürfen, wenn er noch in der Forschungsabteilung gearbeitet hätte. Schließlich war Blacklight ein Top Secret vom Top Secret. So geheim, dass selbst die Forscher nicht wissen durften, an was sie da eigentlich forschten, erinnerte sich Alex bitter.