Gelangweilt ließ Jesse seinen Blick durch den Saal schweifen. Er hasste die langen Tagungen nach und vor irgendwelchen Missionen. Nicht nur das, er hasste fast alles hier. Aber zumindest musste er nicht zurück ins Gefängnis, wenn er sich hier bei Overwatch langweilte. Es nahm ihn kaum einer ernst (mir ein paar wenigen Ausnahmen, sein neuer "Boss" War zum Glück einer davon) und er musste alles tun, was ihm gesagt wurde. Er War noch nie einer, der gut darin war, regeln zu befolgen, vor allem nicht, wenn es von so einem langweiligen alten Sack wie Morrison kam.
Gelangweilt und mit den Gedanken woanders spielte er mit seinem Revolver unter dem Tisch. Wenn es wenigstens ein paar jüngere Rekruten hier gäbe, die ihn nicht entweder ansahen, als wäre er Dreck unter ihren Schuhen, oder die ganz eindeutig angewidert von seinem sonst so unwiderstehlichem Charme waren. (So wie diese niedliche Ärztin, die seine Hand letzte Woche zusammengeflickt hat, nachdem Reyes auf ihn geschossen hatte, weil "er es ja sonst nicht lerne sich angemessen zu benehmen". Zumindest wusste er, wie er sich Respekt verschaffen konnte.)

McCree hatte schon nicht mehr die Hoffnung heute noch irgendwas spannendes zu machen, als Morrisons einschläfernder Vortrag jäh von lautem gepolt vor der Tür unterbrochen wurde. Alle Blicke richteten sich augenblicklich gen Tür, die prompt von außen aufgerissen wurde und Reinhardt recht außer Atem in den Saal stolperte. (Jesse hatte sich seinen Namen gemerkt, weil er einer derjenigen war, die ihn ernst nahmen.)

Morrisons wütender Blick zeigte dem älteren Crusader sofort, dass er Unterbrechungen nicht duldete, wenn es nicht von außerordentlicher Wichtigkeit war. "Was ist da draußen los?!"
Reinhardt schnappte kurz nach Luft, bevor er endlich antwortete:"der kleine aus dem Krsnkenflügel ist abgehauen! Angela hat versucht, es ihm auszureden, aber es hat nicht geklappt!!"
Krankenflügel? Jesse wurde neugierig. Er hat schon gemerkt, dass vor 2 Wochen hier die Hölle los War, weil sie irgendwen gefunden haben oder so... (Jesse war sich nicht ganz sicher gewesen, hatte aber auch nicht nachgefragt, weil es ihn ehrlich gesagt, nicht interessiert hatte.)
"Was?! Wie konnte das passieren?!"
Und schon wieder Fang Morrison mit einem seiner nervigen Vorträgen an. McCree hätte schwören können, dass er gehört hat, wie sein Boss neben ihm mit den Augen gerollt hatte, bevor er ihm am Arm geschnappt und in dem Chaos mit nach draußen gezogen hat.

Jesse grinste. "Oh? Kannst du mir nicht einfach sagen, dass du mich ganz für dich alleine willst, Boss?"
Er wusste, dass das flirten sinnlos war, aber es machte ihm viel zu sehr Spaß diese alten Säcke ein bisschen zu ärgern.

Gefließend ignorierte er die Anmachversuche von Jesse und zog ihn stattdessen weiter durch die Korridore.
Alles musste man alleine machen, da Jack vermutlich morgen noch nicht mit seiner Predigt fertig war. "Junge, wir müssen dieses Kind finden. Gefällt mir auch nicht, aber glaube mir, wenn wir ihn nicht finden, sind wir in größeren Schwierigkeiten als uns lieb ist. Wenn du denkst, dass du Jacks Moralvorträge kennst, dann irrst du dich." In einem größeren Zwischenraum, welcher mehrere Flure und Trackte miteinander verband, blieb Gabriel stehen und ließ Jesses Arm los um entnervt seine Schläfen zu massieren. "Ich bin doch kein Kindermädchen", murmelte er in seine Hände, bervor er an einen der Monitore herantrat, die überall in der Basis verteilt waren. "Athena, wir haben ein Problem, Genji ist verschwunden. Hast du irgendwelche Hinweise darauf, wo er sein könnte?", vermutlich hatte Winston ihr bereits schon die gleiche Frage gestellt, aber er musste es wissen. Nach allem, was er über den Jungen gehört hatte, war die Wahrscheinlichkeit jedoch gering. "Nein, zuletzt konnte ich nur beobachten, wie er durch das Fenster aus seinem Zimmer kletterte. Daraufhin habe ich Angela informiert", erwiederte die kühle Frauenstimme. "Danke dir", seufzte Gabriel, drehte sich dann zu Jesse um und fixierte ihn.
"Wenn du dich hier irgendwo verstecken wollen würdest, wo würdest du sein?" McCree war dafür der beste Mann, war er doch mindestens genauso rebellisch und launisch wie Genji, wenn er Angelas Erzählungen glauben schenken durfte. Eher noch mehr, zumindest noch vor einiger Zeit.

Jesse verzog das Gesicht, als Reyes anfing, ihn durch die Gänge zu ziehen.
"Hey ich kann immer noch alleine laufen, Partner!"
Er wollte noch mehr sagen, schluckte dann aber jegliche weitere Kommentare runter, als er den stechenden Blick seines Boss sah.
"Hast du etwa Angst vor Morrison? DU? Der ach so gruselige Gabriel Reyes, der seine eigene Spezialeinheit hat?" Er wartete auf eine Antwort mit einem frechen grinsen auf dem Gesicht, belies es jedoch dabei, als er wieder nur einen wütenden Blick erntete. Er hörte gespielt gelangweilt dem Gespräch von Gabriel und Athena zu und blickte sich kurz um. Der kleine, der abgehauen ist, scheint ja echt wichtig zu sein, wenn alle so eine Panik machen.
"Genji, huh...? Hm, lass mich mal überlegen." Er dachte für einen Moment wirklich ernsthaft nach, bevor sich wieder ein Grinsen auf sein Gesicht schlich.
"Was bekomm ich denn dafür, wenn ich dir helfe, ihn zu finden?"
Er schrak zurück, als er Gabriels Gesicht sah. Er starrte ihn an, als würde er ihm am liebsten direkt die Zunge rausreißen wollen, oder ihm zu gene die Nase brechen.
"Ganz ruhig! Ich bin ganz brav und versuche zu helfen, ja?"
Er machte einen Schritt zum Fenster des Glaskorridores, in dem sie standen und überblickte nachdenklich das Alpenpanorama, für das andere ewig viel Geld bezahlen, hatte zumindest Angela mal erzählt. (und Reinhardt bestätigt. Diese komischen Europäer...)
"Weißt du, hinter der Base geht's in eine Schlucht runter und auf der anderen Seite ist so eine komische Hütte. Da hab ich mich 2 Tage versteckt, als ich an Morrisons Waffe rumgespielt hab, damit sie auseinander fällt, wenn er sie das nächste mal nachladen will! Weißt du das noch? Sein Gesicht war unbezahlbar, als das gute Stück ihm mehr oder weniger um die Ohren geflogen ist!" Er verkneifte sich erfolglos ein dreckiges Grinsen und Lachen, während er auf Gabriels Antwort wartete.
"Ich kann dir aber keine Garantie geben, dass er da sein wird, aber das ist klar, oder, compadre?"

Durch das Fenster zu klettern war einfacher als er es sich gedacht hatte. Nicht so einfach war es dagegen gewesen, die Fassade so hinunter zu klettern, dass die Kameras ihn nicht sahen. Zitternd stand er in einer Niesche und atmete tief durch, die lange Ruhe und die neuen Teile an seinem Körper laugten ihn mehr aus als er es von früher gewohnt war. Vorher wäre es kein Problem für ihn gewesen und er hätte auch noch elegant dabei ausgesehen.
Nun musste er sich anstrengen, dass seine Arme und Beine überhaupt das taten, was er wollte.
Seine Gesichtsplatte störte ihn gerade sehr und am liebsten würde Genji sie abnehmen. Abreißen und über die Absperrung in die Tiefe der Alpen werfen. Atmen, er sollte atmen. Unbewusst war er die Wand hinuntergeglitten und in die Knie gegangen. Genji wollte hier nicht sein.
Wütend umkammerte er seine Beine und krallte sich im Stoff dieses hässlichen Overalls fest. Den wollte er auch nicht, aber zumindest musste er so diese... sein Blick glitt über seine - diese Hände - schnell kniff er seine Augen zusammen, um sich den Anblick zu ersparen.
Wieso mussten sie ihn finden. Warum haben sie ihn nicht einfach liegen lassen, das wäre besser gewesen, als das hier.
Genji versuchte tief Luft zu holen, versuchte nicht daran zu denken, was vor knapp einem Monat passierte, aber es ging nicht. Unsichtbare Messer, die seine Lunge durchbohrten, verhinderten das. Er riss seine Augen wieder auf, alles war weiß, viel zu weiß. Es war alles viel zu viel. Die Stille drückte auf seine Ohren, er musste hier weg. Schwankend mühte er sich auf seine Füße, stützte sich mit einer Hand an der kühlen Wand ab. Langsam konnte er wieder Umrisse sehen. Die Kameras, schoss es ihm durch den Kopf. Hektisch sah er sich in dem gleißenden Licht um, versuchte zu fokusieren. Zwei Kameras waren an der Fassade hinter ihm befestigt, vor ihm war eine offene Fläche.
Langsam schob Genji sich die Außenmauer entlang, irgendwo müsste es ein Schlupfloch geben, eine Möglichkeit von dem Gelände hinunter zu kommen.

Bei der Erinnerung von Jesses Streich musste Gabriel sich ein Schmunzeln unterdrücken. Schließlich sollte er sich nicht noch motiviert dazu fühlen, Jack zu ärgern, auch wenn Gabriel das nicht aktiv verhindern würde.
Jedoch sollte er sich auf die vor ihm liegende Aufgabe konzentrieren. "Eine Hütte? Hm... gut das ich nichts davon weiß, obwohl wir eigentlich die gesammte Umgebung auf 100 Meter kartografiert haben. Ich sollte da ein Wort mit Jack reden. Aber zuerst sollten wir nachsehen, ob Genji sich dorthin verzogen hat. Nett, dass du mir sowas anvertraust. So ganz freiwillig gibst du deinen Rückzugsort auf." Nun musste er doch etwas grinsen.

"Vielleicht gebe ich meinen "Rückzugsort" weniger auf, als dass ich ihn mit dir teile?"
Jesse grinste ihn zweideutig an und machte eine schießbewegung mit der Hand.
"und vielleicht kann es sein, dass die Hütte nicht auf den ofiziellen Karten ist, weil da ein paar Waffen gelagert wurden? so für den Notfall vielleicht? Und vielleicht ist der Keller auch zu interessant, um ihn mit dem Rest der Base zu teilen?"
Er sah Gabes scharfen Blick und hob verteidigend die Hände.
"Ich war selbst noch nicht in dem Keller! Ich hab noch keinen Schlüssel gefunden und wollte mich nicht direkt reinschießen! Hatte ein bisschen Sorge, dass der alte Sack irgendwelche Alarmanlagen oder so installiert hat und es dann gleich auffliegt, dass ich mich vor dem Training drücke..."

Er überlegte kurz, versuchte dann aber doch noch einmal, die Stimmung wieder aufzunehmen.
"und falls der neue nicht da ist... naja, dann haben wir beide auf jeden Fall ein bisschen Zeit für uns! Was sagst du?"
das beiläufige zwinkern triefte nur so vor Klischee und lahmen Anmachspruch, sodass selbst ein Blinder die Augen verdreht hätte, aber Jesse konnte es einfach nicht lassen.

Gabes Augenbrauen wanderten während Jesses Ausführungen immer wieder nach oben und er verschränkte die Arme.
Bei seinem letzten Satz konnte er nicht anders als die Augen zu verdrehen und sich eine Hand vor das Gesicht halten. Was hatte er anderes von Jesse erwartet? Grinsend schüttelte er den Kopf und verdeckte sein Lächeln mit einer Hand.
"Wie auch immer", erwiederte er so neutral er konnte und winkte Jesse Richtung Tür
"Dann lass uns mal dein ach so hübsches Hütten inspizieren. Andere Optionen haben wir zur Zeit ja nicht."
Auch wenn ihn die Aussicht darauf, im Meterhohen Schnee in der Kälte nach Genji zu suchen nicht gerade erfreute, war er zumindest sehr froh darüber, Jesse an seiner Seite zu haben.

(Gaaaaay ♡♡♡ I like it a lot darling ♡)